Selbstverständlich muss von entomofaunistischer Seite darauf hingewiesen werden, dass Webspinnen nicht zu den Insekten zählen. Sie unterscheiden sich in einigen Körpermerkmalen für den Forscher offenbar so sehr, dass man den Spinnen eine eigene taxonomische Klasse gegönnt hat: Spinnentiere. Trotzdem gibt es auch unter den Insekten Superstars der Weberei, die sogar heute noch moderne Materialforscher in High-Tech-Laboren vor Neid lilagelb anlaufen lassen. Ein solcher Superstar ist und bleibt der Seidenspinner.
Der Seidenspinner ist ein Schmetterling, der, ursprünglich in China beheimatet, weltweit Karriere gemacht hat. Sein Larvenstadium, die Raupe, produziert die begehrte Faser, aus der die unglaublich anschmiegsame Seide als Stoff gewoben und noch einiges mehr produziert wird.
Wie jeder Schmetterling legt der Seidenspinner Eier, aus denen die Raupen schlüpfen. Diese fressen sich dann durch ein kurzes aber von viel Hunger geprägtes Leben, an dessen Ende sie damit beginnen, sich zu verpuppen. Während der Verpuppung wickeln sie sich selbst in einen weichen hellen Schlafkokon aus einer mikrofeinen Faser, der dann wie ein Wattebällchen die ganze Raupe umschließt.
Friedrich der Zweite, König von Preußen und sein gescheitertes Maulbeerbaumexperiment
Rohseide war über viele Jahrhunderte das weiße Gold aus China und musste über umständliche Transportwege mühsam nach Europa geschafft werden. Der Grund: Die Seidenraupe ernährt sich ausschließlich von einer einzigen Pflanze, dem Maulbeerbaum, der empfindlich ist und nur unter ausgesuchten klimatischen Verhältnisse in China und in einigen anderen Regionen gedeiht.
Der Plan des Preußenkönigs, den Maulbeerbaum im herben Brandenburg zu kultivieren und damit den Seidenspinner mit seiner Raupe, ist damals wegen der klimatischen Verhältnisse gescheitert. Ob der Klimawandel diesen Versuch heute erfolgreicher machen könnte – wer weiß?
Fest steht: Die Raupe des Seidenspinners ist und bleibt ein High-Tech-Labor. Das Material wird nicht nur zu Stoffen verarbeitet, sondern auch für chirurgische Fäden und zu hochfesten Angelschnüren oder Netzmaterial. Wieder ein Beispiel dafür, dass der große technische Ehrgeiz des Menschen oftmals Errungenschaften hervorbringt, über die Insekten nur müde lächeln können.