Im Deutschen kennt man das Sprichwort, man könne aus Scheiße Gold machen. Für Insekten ist diese Erkenntnis ein alter Hut. Aber im Ökosystem der Erde spielen Insekten eine so herausragende Rolle, das man sie wirklich als das Gold des Tierreichs ansehen kann.
Irgendwann wird sich die Natur wohl gedacht haben, dass sie dem hohen und allerhöchsten Wert dieser Tiere einen Ausdruck verleihen muss, indem sie die wahren Meister der Kunst des Goldmachens ein erlesen edles, ja geradezu goldiges und metallisch schillerndes Aussehen gab. Die Schmeißfliege trägt ein grünlich golden glänzendes Festtagskleid auch in ihrem arbeitssamen Alltag. Sie wird deshalb vom Entomofaunisten auch Goldfliege genannt, und man kann sich die Frage stellen, ob sich die Natur als Gestaltgeberin dieser Fliege als Sophistin zu erkennen gab und damit sagen wollte: Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Oder ob sie hier belehrend dem Fliegenbetrachter klar machen will: Der höchste Gewinn kann sich einstellen, wenn wir wie beim Spielen casino etwas sehr Kleines dafür einsetzen. Die kleine Goldfliege jedenfalls ist ein echter Jackpot für den Menschen. Sie leistet Höchstes in der Medizin!
Die Maden der Goldfliege als Mikrochirurgen
Manche Patienten leiden an offenen Wunden, die nicht heilen wollen, weil sie sich immer wieder entzünden. In diesem Falle hilft häufig noch die Madentherapie der Goldfliege. Die Maden werden unter sterilen Bedingungen im Labor gezüchtet und dann in die Wunde gesetzt.
Der Clou: Die Maden fressen nur sehr ausgewählt abgestorbenes Gewebeteile und reinigen und säubern damit die Wunde auf eine Art und Weise, wie es kein Medikament und kein Arzt jemals könnten. Denn die Maden agieren hier als mikrofeines Präzisionswerkzeug und geben dabei gleichzeitig ein Sekret in die Wunde ab, das wie ein natürliches Antibiotikum dem Wundfeld perfekt angepasst ist. Die Folge: Patienten, die jahrelang an offenen Wunden zu leiden hatten, können dank der Maden tatsächlich auf Heilung hoffen. Und dank der Goldfliege, die ihr Gold wert ist.